LESERFRAGEN EXPERTENTELEFON \"Krebs\" am 2.9.2010

Diagnose Krebs - und nun?

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema Brust- und Prostatakrebs

  

 

 

 

 

 

 

 

Bei einer Mammographie wurde an der linken Brust eine Unregelmäßigkeit festgestellt. Der behandelnde Arzt hat mich nun an die hiesige Frauenklinik überwiesen. Was kommt dort auf mich zu?

  • Professor Dr. Andreas Schneeweiss, Leiter der Sektion "Gynäkologische Onkologie" am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen, Universitäts-Klinikum Heidelberg: Ergänzend zur Beurteilung der Mammographie wird eine körperliche Untersuchung und ein Ultraschall der Brust erfolgen. Die Durchführung einer Kernspintomographie ist kein Standard und speziellen Indikationen vorbehalten, beispielsweise bei familiärer Belastung. Bei Verdacht auf Brustkrebs anhand dieser Untersuchungen wird bei Ihnen unter örtlicher Betäubung eine Biopsie durchgeführt. Darunter versteht man die Entnahme einer Gewebeprobe. Nur deren mikroskopische Untersuchung kann endgültig Klarheit darüber geben, ob eine Veränderung gut- oder bösartig ist.

Bei mir ist Brustkrebs diagnostiziert worden. Eine Freundin riet mir, in ein Brustzentrum zu gehen. Was zeichnet ein solches Brustzentrum aus?

  • Professor Dr. Schneeweiss: Die Behandlung erfolgt entsprechend der aktuellen Leitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) und der Arbeitsgemeinschaft für gynäkologische Onkologie (AGO). Hierdurch wird Ihnen eine optimale Behandlung mit bester Chance auf Heilung garantiert.

Meine Brustkrebsbehandlung ist abgeschlossen. Kann ich jetzt direkt versuchen, schwanger zu werden oder erhöht das mein Rückfallrisiko?

  • Professor Dr. Schneeweiss: Hierfür gibt es keine abschließenden Daten. Rückblickende Analysen lassen aber vermuten, dass das Rückfallrisiko nicht erhöht ist. Nach einer Chemotherapie sollte man aber mindestens zwölf Monate warten, bis eine Schwangerschaft angestrebt wird. Während einer Endokrinen- oder Antikörpertherapie sollte man auf keinen Fall schwanger werden.

Ich bin vor sechs Jahren wegen Prostata-Krebs operiert worden. Nun habe ich erneut einen Anstieg beim PSA-Wert. Was soll ich tun?

  • Dr. Helmut Gnann, Chefarzt der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am Klinikum Esslingen: Bei langsamem PSA-Anstieg nach einer Operation besteht heute die Möglichkeit einer gezielten Strahlentherapie, der so genannten Prostataloge, darunter versteht man das Operationsgebiet. Die Strahlentherapie verspricht Erfolg, falls der Anstieg nicht sehr hoch ist. Als optimal gelten Werte des PSA unter 0,5 µg/l.

Gibt es auch noch Therapiemöglichkeiten bei fortgeschrittenem Prostatakrebs?

  • Dr. Gnann: Ja, ganz eindeutig. Auf jeden Fall kann eine Hormontherapie mit so genannten LHRH-Analoga versucht werden, abhängig von der Art des Fortschritts ist eventuell auch eine Strahlentherapie unter Einschluss der Beckenlymphknoten indiziert, bei Knochenmetastasen eine palliative Radiotherapie und bei Versagen der Hormontherapie auch eine Chemotherapie. Letztere wird beispielsweise mit taxanhaltigen Mitteln in Kombination mit Kortikoiden durchgeführt.

Bei mir wurde Prostata-Krebs im Anfangsstadium diagnostiziert. Wie groß sind meine Heilungschancen?

  • Dr. Gnann: Im Lebensalter von über 70 Jahren sind die Heilungschancen mit einer kurativen Strahlentherapie und einer kurativen Operation gleich gut und betragen 70 bis 90 Prozent. Kurativ bedeutet, dass eine langfristige Heilung das Ziel der Maßnahmen ist. Für jüngere Patienten gibt es noch keine ausreichenden Daten, ob die Strahlentherapie und die Operation gleichwertige Resultate erbringen. Bisher wird hier die Operation bevorzugt.

Welche Methode der Strahlentherapie ist heute mit dem größten Therapieerfolg und den wenigsten Nebenwirkungen verbunden?

  • Dr. Gnann: Empfehlenswert ist die sogenannte intensitätsmodulierte Strahlentherapie, die allerdings heute noch nicht flächendeckend in Deutschland angeboten wird. Die modernste Entwicklung stellt diesbezüglich die Bewegungsbestrahlung mit optimierter Feldeinblendung und Dosisleistung dar. Dies bedeutet Bestrahlungszeiten von unter zwei Minuten, was sehr kurz und dadurch extrem nebenwirkungsarm ist.

Gibt es bei stationären Zusatzversicherungen Altersgrenzen und eine Gesundheitsprüfung?

  • Daniel Karl, Experte für Krankenzusatzversicherungen bei den Ergo Direkt Versicherungen, Fürth: Bei den Tarifen aus unserem Haus gibt es keine Altersbeschränkungen für stationäre Zusatzversicherungen. Bei dem stationären Zusatztarif SZ gibt es nur fünf einfach zu beantwortende Gesundheitsfragen.

Warum ist eine private Krankenzusatzversicherung gerade im stationären Bereich wichtig?

  • Daniel Karl: Eine private Krankenhauszusatzversicherung ermöglicht die Unterbringung in einem Ein- oder Zweibettzimmer und die Behandlung durch den Chefarzt, die entsprechenden Mehrkosten werden von der Versicherung übernommen. Weitere wichtige Vorteile sind die freie Krankenhauswahl - inklusive Privatkliniken sowie die freie Arztwahl.

Worauf sollte man bei der Wahl einer privaten Krankenzusatzversicherung besonders achten?

  • Daniel Karl: Sie sollten sich zunächst Gedanken machen, was Sie abgesichert haben möchten. Danach sollten Sie sich diverse Versicherer heraussuchen, die diese Leistungen anbieten und dann entsprechend ihres Bedarfs die Leistungspakete vergleichen.

Als Mutter mache ich mir besonders Sorgen, wie meine Kinder auf die Brustkrebsdiagnose reagieren. Sollte ich es ihnen lieber verschweigen, um sie nicht zu beunruhigen?

  • Dr. Anette Brechtel, Diplom-Psychologin in der Sektion Psychoonkologie an der Klinik für Psychosomatische und Allgemeine Klinische Medizin, Heidelberg: Ihr Wunsch, Ihre Kinder zu schützen und nicht zu belasten, ist sehr nachvollziehbar. Bedenken Sie jedoch, dass Kinder sehr feine Antennen haben und sehr genau merken, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Bevor die Kinder beginnen, sorgenvolle Phantasien zu entwickeln oder möglicherweise über andere Personen von der Diagnose erfahren, sollten Sie sich Zeit nehmen, um mit ihnen entsprechend ihres Alters über die Erkrankung zu sprechen.

Seit bei mir Krebs diagnostiziert wurde, fühle ich mich schneller überlastet, meine Nerven liegen blank und meine Familie leidet dabei. Was raten Sie mir, um die häusliche Situation zu verbessern?

  • Dr. Brechtel: Die Diagnose Krebs beeinflusst das Leben der ganzen Familie, aus diesem Grund ist es wichtig, dass Sie von Anfang an offen und vertrauensvoll miteinander umgehen. So hat jeder die Möglichkeit, über seine Sorgen und Ängste zu sprechen, auch wenn das anfangs nicht immer leicht fällt. Sie als Betroffene müssen vor allem ganz offen kommunizieren, was Sie sich konkret an Unterstützung zuhause wünschen und wie der Alltag nun angesichts der veränderten Lebenssituation gemeinsam neu gestaltet werden kann.

Mein Lebensgefährte ist an Prostatakrebs erkrankt. Er hat nun größte Bedenken, seine Potenz zu verlieren und für mich ein vollwertiger Partner zu sein. Wie kann ich ihm helfen, mit der Situation besser fertig zu werden?

  • Dr. Brechtel: Da Menschen sehr unterschiedlich mit einer Krebserkrankung umgehen, gibt es kein Rezept für die richtige Form der Unterstützung. Informieren Sie sich mit Ihrem Partner über die anstehende Behandlung. Nehmen Sie seine Sorgen ernst und bagatellisieren Sie nicht seine Bedenken, geben Sie ihm Zeit, sich mit der Situation auseinander zu setzen. Unter Umständen kann auch die Kontaktaufnahme zu einer Selbsthilfegruppe sehr hilfreich sein.

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Gesundheitsthemen